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1. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 234

1911 - Erfurt : Keyser
— 234 — und in dem etwas entfernteren, tiefen Eifenbahneinschnitt. Um das Feuer abzulenken und auf sich zu ziehen, fnhren jetzt schnell zwei Batterien am Fuße des Nordabhanges ans. Zwar versprach das Schießen gegen die bedeutende Höhe wenig Erfolg, aber der Hauptzweck wurde erreicht. Bald hatten die preußischen Geschütze ein lebhaftes und wohlgezieltes Feuer des Feindes auszuhalten. Es schien, als regne es Feuer vom Himmel. Der Lärm war betäubend, und nur mit Mühe ließen sich die Pferde halten. Trotzdem versah jeder Kanonier treu seine Pflicht. Siegreiches Vordringen der Preußen: Ans einmal wurde das feindliche Feuer schwächer, dann hörte es ganz auf. Der Feind batte den Rückzug antreten müssen. Die 7. preußische Division, die auch am frühen Morgen bei Turnau die Jfer überschritten hatte, war geradewegs auf den Mnskyberg losmarschiert. Dort angekommen, hatten einige ihrer Abteilungen fofort von Nord-osten her die Hochebene des Berges erstiegen und die Oesterreicher vertrieben. Diese mußten auch gegen 11 Uhr Münchengrätz räumen, wenn sie nicht gefangen werden wollten; denn schon hatten die Preußen oberhalb und unterhalb des Ortes die Jser überschritten und näherten sich ihm bedenklich. Im Biwak bei Dobrawuda: Gegen 3 Uhr nachmittags bezog die 8. Division endlich bei Dobrawuda Biwak. Die Kräfte der Mannschaften waren völlig erschöpft. Zumal das 32. Regiment hatte, obwohl es im Kampfe selbst nicht zur Verwendung gekommen war, furchtbar gelitten. Unter Mittag hatte es sich nahe bei Münchengrätz in einer engen Talschlucht gesammelt. Glühend heiß brannte die Sonne herunter. Mehrere Soldaten brachen durch Hitzschlag zusammen, und jeden Augenblick blieb einer im Chausseegraben zurück. Es fehlte an Wasser. Die wenigen Brunnen eines nahen Dorfes konnten nicht genug geben, und so warfen sich die Leute an stinkenden Pfützen nieder, um ihren Durst zu löschen. Die Offiziere mußten fcharf zugreifen, um es zu verhindern. — Leider herrschte der gleiche Wassermangel auch im Biwak. Der einzige Brunnen des Ortes war bald ausgeschöpft. Der nur wenige Meter breite Dorfteich mußte daher das Wasser für alle Zwecke liefern. Hier wurden Pferde getränkt, dort wuschen sich Soldaten, an einer anderen Stelle wurden Kleidungsstücke und Kochgeschirre gereinigt, daneben aber schöpften Mannschaften Wasser zum Kochen. Wahrlich, ein sonderbares Bild! Bald umzog sich der Himmel, und alles eilte, Hütten zu bauen. Zu diesem Zwecke wurden die Strohdächer der Häuser abgedeckt. Ein wolkenbruchartiger Regen ging hernieder, doch konnte der Ueberflüß an Regenwasser dem Mangel an Trinkwasser nicht abhelfen. Er hatte nur das Gute, daß alle, obwohl sie tüchtig durchnäßt, erfrischt wurden. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Ins.-Reg.)

2. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 243

1911 - Erfurt : Keyser
— 243 — über einen Berg hinweg. Wir bekamen wieder viele Wagen mit Eßwaren und Getränken in unsere Gewalt. Da kam die Nacht und machte dem Blutgeschäft ein Ende. Gern hätten wir die Franzosen weiter verfolgt, denn so eine Jagd macht Spaß. Wenn die Feinde erst weichen, dann geht's mit Freuden hinterher. Dann bin ich noch auf dem Schlachtfelde gewesen und habe Verwundete mit in die Mühle getragen. Erst nachts 1 Uhr kamen wir ins Lager zu den Bayern und haben brüderlich zwischen ihnen aus der bloßen Erde geschlafen. Nach solcher Arbeit schmeckt der Schlaf auf einem Steine gut. Heute morgen find wir wieder in unsere Bataillone eingerückt. Spaßhaft war's, wie unsere Leute die Wagen plünderten. Der eine nahm dies, der andere jenes. Ich habe mir ein Hemd und eine blecherne Feldflasche genommen. Seit 3 Wochen hatte ich mein Hemd auf dem Leibe. Von Schweiß und Regen sah es jämmerlich aus. Es war keine Wäsche mehr wert; ich warf es darum weg und nahm dafür das frische französische. Meine Feldflasche war zerschmettert worden; die französische aber war halb voll Bier, das mir vortrefflich schmeckte. Nachschrift vom 2. September: Ich habe den Brief heute wieder geöffnet, weil feine Feldpost abging. Nun will ich Dir noch einiges schreiben. Den 31. August blieben wir in unserer Stellung liegen und gingen nicht weiter vor. Unser Regiment fam, weil es gut gefochten hatte, zur Reserve und mußte eine Brücke über die Maas besetzen. Hier haben wir den ganzen 1. September dem grausamen Schießen zugehört. Lieber Bruder! Bei Königgrätz war es schlimm, aber gegen fner fein Vergleich. Morgens 4 Uhr griffen die Bayern an und sümpften bis in die Nacht, weil die Franzosen wie die Mauern standen. Weichen aber mußten sie doch endlich, trotz ihrer Kugelspritzen, die viele Kugeln vergeblich verspritzt haben. Auch die Festung Sedan mußte sich ergeben. Noch etwas! Heute mittag rückten wir uns wieder zurecht. Ich holte mit andern Wasser zum Kochen im Biwak aus einem Dorfe, das von Bayern belegt war. Da kam die Kunde, Napoleon hätte unserm König seinen Degen übergeben. Ein Jubel in allen Lagern! Es ist nicht zu beschreiben. Fünfzig Generale und die ganze Armee haben die Waffen niedergelegt. Gott fei Dank! Nun geht's wohl nach Paris. Freuen sollte mich's mein ganzes Leben, wenn ich Paris auch inwendig zu sehen bekäme; Wien habe ich bloß aus der Ferne von außen gesehen. . . . 91. Sedan. 1. September 1870. Vormarsch der 71er: Es mochte etwa kurz vor 6 Uhr morgens sein — schon seit einigen Stunden schallte aus der 16*

3. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 247

1911 - Erfurt : Keyser
— 247 — glühender Vaterlandsliebe beseelt, den Kamps bis auss Messer fdli506ne%öqem wurde darum der Vormarsch der deutschen Truppen aus Paris angeordnet und noch Anfang September von der Maasarmee, bei welcher unsere Erfurter Regimenter marschierten, anaetreten. Der besseren Verpflegung balber zogen die Truppen in breiter Front. Trotzdem war die Verproviantierung während des Vormarsches mit großen Schwierigkeiten verknüpft. Die Vertreibungen sielen in den französischen Ortschaften meist sehr durstig aus. Wohl war die Gegend, nachdem man die Ardennen pai-siert hatte sruchtbar. Manches stattliche Gehöft und manches stolze Schloß zeugte von der Wohlhabenheit des Ortes, doch waren vor dem Eintreffen unserer Truppen die vorhandenen Vorräte entfernt worden. Vieles hatten die geflüchteten Einwohner mitgenommen, anderes hatten sie unbrauchbar gemacht, zu mindest aber verborgen. Das war den Unsern aber bald bekannt geworden. unterzogen darum jedes Gehöft, in das sie einquartiert wurden, einer gründlichen Besichtigung, wobei manches verborgene ^tuck zutage gefördert wurde. In einem Dorfe, wohl 3 Stunden hinter Laon, wurde das letzte Haus des Ortes das Quartier einiger 31er Musketiere. Nachdem sie ihren Einzug gehalten und Gewehre und Affen abgelegt hatten, begannen sie sofort mit einer gründlichen Untersuchung des ganzen Hauses. Und richtig, sie war von Erfolg gekrönt! Der eine hatte eine Taube, der andere ein Kaninchen, ein dritter Kartoffeln und der vierte im Keller ein Faß Wein gefunden. Aber nirgends gab es ein Kochgeschirr! Da kam der letzte aus dem Garten und berichtete, daß dort gewühlt sei. Sofort wurde mit dem Spaten losgegraben. Bald zeigte sich em großes Faß. Es wurde mit Druckbäumen herausgewürgt. Da fanden sich denn Töpse, Messer, Gabeln und allerlei Hausrat. Nun wurde geheizt, gekocht, gebraten und gesotten wie an einem Ehrentage. Als alles fertig war, ging's ans Schmausen, wobei die Gläser des öfteren gefüllt wurden. Doch nicht immer trafen es die Unfern so glücklich. Zumeist war Schmalhans Küchenmeister. Unter den nachgeführten Rinderherden war die Rinderpest ausgebrochen, und Hammelfleisch und Erbswurst waren öfter als erwünscht aus dem Küchenzettel zu sehen. Mitte September kam die Maas-Armee vor Paris an. Ihr siel die Ausgabe zu, die Stadt aus dem rechten Seine- und Marne-nser einzuschließen. Um die Einschließungslinie möglichst zu kürzen, war es notwendig, die Truppen unter Deckung gegen das feindliche Feuer nahe an die Außenwerte der Festung heranzuschieben. Das konnte aber nnr geschehen, wenn der Feind, der sich in den Weinbergen von Sarcelles und Pierresitte eingenistet batte, in die Besestignngen von St. Denis zurückgeworfen wurde. Am 19. September stießen unsere 31er und 71er Füsiliere mit ihm zusammen. Der Kampf war nur kurz. Die Franzofen zeigten

4. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 188

1911 - Erfurt : Keyser
— 188 — Erfurt am Tage des Gefechtes bei Saalfeld: Am Morgen des 10. Oktobers, am Tage des Gefechtes bei Saalfeld verließen die Truppen durch das Schmidtstedtertor die Stadt. Der Anblick der prächtigen Armee, die von der Statthalterei bis zum Tor Aufstellung genommen hatte, erregte die Bewunderung der Erfurter. Die Königin fuhr an der Garde und den Regimentern vorüber und erwiderte aus dem Wagen den Gruß der Soldaten. Als der König mit den Generalen erschien, fetzte sich der Zug mit klingendem Spiel in Bewegung. Hierbei zeigte es sich aber, daß die Armee durch Troß und eine ungeheure Menge von Packpferden allzu beschwert und dadurch fast unbeweglich war. Manche Regimenter mußten stundenlang warten, ehe die Reihe an sie kam, aufzubrechen. Der Auszug dauerte darum von morgens um 9 bis mittags um 1 Uhr. Roch an diesem Tage traf in Erfurt die Nachricht ein, daß das Gefecht bei Saalfeld unglücklich für Preußen ausgefallen sei. Nachdem man den Tag über von den Anhöhen um die Stadt dumpfes Geschützfeuer vom Thüringer Walde her gehört hatte, kamen am Abend versprengte Sachsen zum Löbertore herein. Sie brachten die Unglücksbotschaft von der verlorenen Schlacht und vom Tode des Prinzen Louis Ferdinand. Anfangs versuchte man, die Niederlage für zweifelhaft, mindestens aber für ganz unbedeutend hinzustellen. Die flüchtenden Truppen zogen ganz still hinter der Stadt weg, um sich später wieder der Hauptarmee anzuschließen, die längs der Saale von Jena nach Naumburg Aufstellung genommen hatte. Während der Schlacht bei Jena: In banger Erwartung vergingen die nächsten Tage. Da kamen am Dienstag, den 14. Oktober, an welchem Tage ein dichter Nebel die Luft erfüllte, schon am Morgen mehrere Gärtner und Tagelöhner ängstlich zur Stadt gelaufen. Sie hatten auf dem Felde und in den Gärten des Dreienbrunnens gearbeitet und aus der Gegend von Weimar heftiges Geschützfeuer gehört, welches die Erde erschütterte. Bald hörte man auch in der Stadt und von den Wällen das Schießen sehr deutlich. Die Hauptschlacht war somit im Gange, und ängstlich erwartete man die ersten Nachrichten. Gegen Mittag hieß es, die Preußen siegten; sie hätten schon 10 000 Franzosen gefangen, die bald hier eintreffen würden. Um 4 Uhr nachmittags aber kamen plötzlich einzelne braune Husaren blutig und mit verstörten Gesichtern zum Schmidtstedtertore hereingesprengt; ihnen folgten Wagen mit Gepäck, ausgespannte Artilleriepferde mit ihren Stückknechten und Marketenderinnen mit Lebensmitteln und Branntweinsässern. Man streute aus, es sei nur ein versprengter Haufen, der sich in die Stadt werfe, bei der Armee selbst aber stehe alles gut. Hierbei beruhigten sich die Erfurter eine kurze Zeit. Als aber gegen Abend die Landstraße nach Weimar ganz mit Flüchtlingen bedeckt war, die in unordentlichen

5. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 190

1911 - Erfurt : Keyser
— 190 — die Beschießung gefaßt zu machen. Diese Nachricht verbreitete einen allgemeinen Schrecken in der Stadt. Man sah nur noch bleiche Gesichter und verstörte Mienen. Wer bares Geld, Silber und Goldsachen besaß, vergrub alles schnell an sichere Plätze. Schmachvolle Uebergabe der Biabt: Gegen 3 Uhr erschien ein französischer Unterhändler vor der Stadt und verlangte Einlaß. Er wurde gewährt, und man führte ihn auf den Peters-berg. Die Verhandlungen dauerten nicht allzulange. Zwar mußte er noch zweimal ins französische Lager zurück, dann aber wurden die Bedingungen angenommen. Die gesamte Besatzung, 14 000 Mann, barunter 8000 Kranke und Verwundete, würde gefangen genommen. Die Offiziere erhielten, nachbem sie auf Ehrenwort versprochen hatten, bis zur Auswechselung nicht zu bienen, bett Abschieb. Der Bürgerschaft wurde Sicherheit zugesagt, doch sollte sie das einrückende französische Militär mit Achtung ausnehmen und bewirten. ^ Einmarsch der Franzosen: Am 17. Oktober hielten die Zieger zu derselben Zeit, zu welcher die gefangenen Preußen die Stadt verlassen und ihre Gewehre und sonstige Waffen auf dem Glacis vor bcr Stadt nieberlegen mußten, ihren Einzug. Sie kamen zum Jobamtestore herein, boch nicht in Parabe, fonbern in bichten Kolonnen. Sie kamen so, wie sie das Schlachtselb verlassen halten oder von ihrem Lager auf der bloßen Erde aufgestanden waren, teilweise waren sie ganz wunderbar ausgeputzt. Manche hatten kattunene oder schwarzruftene Mäntel um, die sie den vogtläudifchen ober thüringischen Bauernweibern gegrippt batten. Viele erschienen auch in schwarzen Ehorrccken, welche den Dorfpastoren geraubt waren, noch anbere hatten sich Hosen aus Stofftapeten und Bettvorhängen zusammengeschneibert. Ein Tambourmajor hatte ättett blauen Banernkittel statt der Uniform an, ttttb ein attbcrer Solbat trug eine alte Weiberpelzmütze unter seinem Helm. Die Avantgarbe hatte hölzerne Löffel in den Hutkrempen, weshalb sie auch noch lange Zeit danach mit dem Namen Löffelgarde bezeichnet wurde. Ueber ihren mit geraubten Sachen vollgestopften Tornistern und Bündeln hingen große Stücke Fleisch, Hühner, Gänse und Enten. Auch hatten sie große Bauernbrote auf die Bajonette ihrer Gewehre gespießt. Die Offiziere waren sehr einfach gekleidet. Sie hatten keine Schärpen, auch kein Portepee (Degenquaste) ant Säbel. Sie führten weder Packwagen noch Packpferde mit sich. Alle trugen ihr Gepäck wie die Gemeinen ans dem Rücken und hatten ihre Mäntel umgehängt. Der Marsch der Franzosen war außerordentlich schnell, und einige Musikkorps spielten, gleichsam um die Erfurter zu verhöhnen, das Lied: „Freut euch des Lebens". Die Gesichter der Einziehenben waren furchterregend Manche der Franzosen waren vom Pulverbamps so schwarz wie die Mohren, und vor den fürchterlichen Schnauzbärten konnte man ihre Gesichter kaum erkennen.

6. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 218

1911 - Erfurt : Keyser
— 218 — viele meiner Kameraden, und es herrschte nach geendigtem Gesänge die tiefste und feierlichste Stille. So betraten wir den französischen Grund und Boden. Vor Oppenheim mußten wir noch eine Weile warten, bis der Hauptmann wieder zurückkam, welcher Nachricht einzog, ob wir daselbst Parade machen sollten und wo wir bleiben würden. Wir marschierten dann durch nach Komtersheim, wo wir um 3 Uhr ankamen........... Fest der Königsverkündigung in Nancy: Am 4. April trafen wir nachmittags um 3 Uhr in Nancy ein. Zwei Tage später brachten Kuriere dem Grafen v. Artois, dem Bruder des Königs Louis Xviii., die Nachricht: „Napoleon ist geschlagen, Paris ist übergeben." Daraufhin wurde abends 5 Uhr bei der Mairie (Rathaus) die weiße, mit Lilien gestickte Fahne aufgesteckt, und alle Beamten und Königsgesinnten steckten eine weiße Kokarde auf den Hut, gingen zum Prinzen und wünschten ihm Glück. — Unterdessen sammelte sich das Volk aus dem Markte; es war ein Lausen und Drängen aus den Straßen, und es herrschte eine allgemeine Gärung, die endlich in ein lautes „Vive le roil Vivent les Bourbons“ ausbrach. Später wurden dann alle Häuser erleuchtet, und wir zogen von Straße zu Straße. Am andern Morgen marschierten wir Jäger nach dem Königsplatz, wo schon anderes Militär sich ausgestellt hatte, und bildeten daselbst ein Karree (Viereck). Auf der Pepirtiere (Park), welche vermittelst einiger Seitengänge an den obigen Platz stößt, waren 2 Batterien aufgefahren. Diese unterhielten eine halbe Stunde lang ein lebhaftes Schlachtfeuer. Unterdessen kam der Prinz mit feinem Gefolge und den höchsten Behörden der Stadt, alle in altfranzösischer Uniform, aus der Kirche und traten in unser Karree ein. Alles Militär, an dem der Prinz vorbeiging, rief ihm ein frohes Hoch zu. Das Volk drängte sich bis in unsere Glieder und rief, als er da vorüberging: „Vive le roi! Vivent les Bourbons!“ Mir schrie ein altes Fifcherweib die Ohren so voll, daß ich hätte mögen taub werden. Wir standen mit dem Rücken nach dem königlichen Schloß, auf dessen Balkon die Prinzessin mit ihren Hofdamen stand und den Prinzen mit weißen Tüchern grüßte, welches er ebenso erwiderte. Der Prinz ließ nun sämtliches Militär vorbeiziehen, und die Feier war beendet. Es war dieses Fest wirklich sehr feierlich, und mir war es sogar rührend. Das volle Geläute aller Glocken, und deren hat Nancy nicht wenige, der Kanonendonner aus 16 Feldstücken, das Frohlocken des Volkes, das in feiner Freude jetzt den Bruder des Prinzen als König ausrief und der königlichen Familie ein „Vivent les Bourbons!“ zujauchzte, wahrlich, ein schöner Augenblick. Gleich nach beendigter Parade mußten wir 30 Mann Wache geben; diese dienten zur Bedeckung der hohen Behörde, welche in der

7. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 238

1911 - Erfurt : Keyser
— 238 — in demselben Augenblicke erweckte das Signal „Das Ganze avancieren" alles zu neuem Leben. Das entsetzliche Ausharren im Hola-Walde hatte ein Ende. Mit Hurra stürzten die Kompanien vor und nahmen an der Verfolgung des Feindes teil. Dank des Königs: Es mochte gegen 5 Uhr nachmittags sein, als der König an die Bataillone Bose herangesprengt kam und ihnen „Guten Abend" bot. In diesem Augenblicke brach bei allem der Jubel durch, und Freudentränen stürzten aus manchem Auge, als der König ries: „Kinder, das war ein schöner Sieg! Ich danke Euch!" Die Nacht nach der Schlacht: Gegen 6 Uhr abends wurde aus den Höhen von Lipa Biwak bezogen. Wohl kamen nach fast 20stündiger Anspannung aller Kräfte die müden Leiber zur Ruhe, die Gemüter aber waren zu erregt, um erquickenden Schlaf zu finden. Die empfangenen grausigen Eindrücke waren zu frisch und das Biwak auf dem weiten, von Leichen und Verwundeten übersäten und von 13 brennenden Ortschaften erleuchteten Schlachtfelde gar zu schrecklich. Manches Auge schloß sich nicht in der Sorge um liebe Kameraden und Verwandte, von deren Schicksal man nichts wußte. Auch fehlte es an jeder Verpflegung. Wer nicht selbst einen Bissen Brot oder Zwieback in der Tasche hatte oder von mitleidigen Kameraden erhielt, mußte sich mit leerem Magen auf die feuchte Erde legen. So war denn im Biwak, trotz aller Siegesfreude, die Stimmung eine recht ernste, als in später Stunde von Ehlurn her die ewig herrliche Weise: „Nun danket alle Gott" ertönte. Von Lager Zu Lager getragen, beruhigte sie die Gemüter und erfüllte sie mit Dank und Demut gegen Gott, den Lenker der Schlachten und Geschicke. (Nach den Neg.-Gesch. d. 31. u. 71. Jnf.-Reg.) 88. Das Treffen von Blumenau-Prefjburg. 22. 3uli 1866. Vormarsch auf Pretzburg: Bei der Verfolgung der Völlig geschlagenen österreichischen Armee stießen unsere Erfurter Regimenter erst in Ungarn wieder auf den Feind. Auf den Hohen von Blumenau-Preßburg, im waldigen Gelände der Kleinen Karpathen, zeigte er den Unseren abermals die Stirn. General v. Bose versuchte es dort, mit seinen 31ern und 71ern auf getrennten Wegen die feindliche Stellung zu umgehen. Die Führer waren Slowaken, Holzhackcr in weißen Mänteln, die mit Stricken gebunden vorn an der Spitze geführt wurden. Ihnen zur Seite schritt ein Unteroffizier, der den Befehl hatte, sie sofort niederzuschießen, wenn sie einen Fluchtversuch machen oder die Reihen in einen Hinterhalt führen würden. Der Marsch führte durch dichtes Waldesdunkel. In häufigen Biegungen ging es beständig bergauf und bergab, über steile Hohen und tiefe Schluch-

8. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 248

1911 - Erfurt : Keyser
- 248 — eine sehr schlechte Haltung. Trotz ihrer guten Stellungen ergriffen sie schon nach kurzem Feuergefecht die Flucht. ®sltaiuone beider Regimenter setzten inzwischen ihren Marsch weiter fort. Doch ließen es sich die Festungswerke von St. Dems nicht nehmen, ihn mit Granaten schwersten Kalibers zu begleiten. Als das erste dieser Ungetüme wenige Fuß vor dem 1. Bataillon der 31er dahinsauste, machten alle ihre Verbeugung, selbst die Herren zu Pserde konnten es nicht unterlassen, sie zu begrüßen. Als die Granate dann 20 Schritte vom Bataillon einschlug, doch ohne zu krepieren, da erfolgte ein allgemeines Gelächter und Necken wegen der Verbeugung. Man mußte eben dieses Geräusch auch erst kennen lernen und sich daran gewöhnen. Das Gesecht bei Pierrefitte war der Abschluß der Einschließung von Paris, das nun zum dritten Male in demselben Jahrhundert Deutsche vor feinen Mauern sah. Der Telegraph meldete am 20. September aus dem großen Hauptquartier: Nach den vorbereitenden Bewegungen der letzten Tage ist am 19. durch Vormarsch sämtlicher Korps die vollständige Zernierung von Paris ausgeführt. 94. Vor Paris. x\m Angesicht der Stadt: Paris, das langersehnte Ziel' lag vor unsern Augen. Wir sahen die Weltstadt mit ihrem gewaltigen, in Dunst gehüllten Häusermeer vor uns. Einzelne be- sondere Gebäude, wie der Jnvalidendom, der Triumphbogen und die Notre-Dame-Kirche, überragten hoch die andern. Einen großen Teil der Stadt entzog aber der Montmartre unsern Blicken. Wir alle hofften aus den baldigen Fall der Stadt, zumal nach den Erfahrungen, welche unsere Füsiliere in dem letzten Gefechte bei Pierrefitte mit den Franzosen gemacht hatten. Niemand von uns dachte an die Möglichkeit, hier noch 5 Monate zubringen zu müssen, die Gegend noch im Winterschmuck zu sehen. Gutes Quartier: Die Quartiere, welche wir in ne hatten, waren ganz vorzüglich. Unser Heim war ein neuerbautes Häuschen inmitten eines schönen, großen Gartens. Als wir es bezogen, war es leer. Aber jetzt hatten wir es vollständig eingerichtet: Tische, Stühle, Küchengeräte, Matratzen und Decken, sogar eine Wanduhr, welche der Unteroffizier im Dorfe gefunden hatte: es fehlte gar nichts. Verpflegung: Anfangs stand es etwas knapp um die Verpflegung.^ Infolge der geringen Zahl von Schienensträngen war eine Zufuhr aus Deutschland fast unmöglich, dazu kam noch die Rinderpest unter dem nachgeführten Hornvieh und das strenge Verbot des Beitreibens durch die Truppen. Als aber der Ankauf von Lebensmitteln aus den weiter rückwärts gelegenen Dörfern empfohlen worden war, wurde es besser. Unser Hauptessen bil-

9. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 227

1911 - Erfurt : Keyser
— 227 — nicht nach dem Zeughause gelangen könne, veranlaßten den Generalleutnant v. Voß, an den Oberführer der Bürgerwehr die Aufforderung zu richten, die so gröblich gestörte Ordnung wiederherzustellen und den Anger zu räumen. Zugleich ließ er auch Generalmarsch schlagen zum Sammeln der Truppen auf ihren Alarmplätzen; es war morgens gegen 10 Uhr. Nach Rücksprache mit den Kompanieführern, die gerade zur Stelle waren, erklärte der Oberführer der Bürgerwehr, daß er nicht imstande sei, die Ordnung wiederherzustellen. Nun ließen Generalleutnant v. Voß und der Regierungspräsident „den Belagerungszustand für <^tadt und Festung Erfurt" verkünden, und der Oberführer forderte die Bürgerwehrmänner auf, den Platz zu verlassen, und erklärte, daß die zurückbleibenden als Hochverräter betrachtet werden würden. Dadurch erreichte die Wut des tobenden Haufens den Höhepunkt. Man ging mit Waffen auf den Oberführer los und zerbrach ihm den Degen; nur mit Mühe konnte er sich in das benachbarte Freundsche Kaffeehaus (Restaurant Kohl am Anger) retten. Ein Teil der Bürgerwehr zog sich zurück, ein anderer aber blieb mit den übrigen bewaffneten Personen auf dem Platze stehen. Da ertönten die Hörner zum Vorrücken des Militärs, welches vor dem Kommandanturgebäude stand. Sofort rückte eine Abteilung Kürassiere den Anger aufwärts, um denselben ohne Anwendung von Waffen zu säubern. Zwar teilte sich die Masse vor den Kürassieren, aber beim weiteren Vordringen wurden diese von hinten mit einer Anzahl Schüssen, wohl 20—30, also offenbar auf Verabredung, angegriffen und dadurch einige getötet und verwundet. Sofort erhielt eine Abteilung des 31. Jnfant.-Neg. den Befehl, den schwer bedrängten Kürassieren zu Hilfe zu kommen. Und wie diese mit Steinwürfen und Schüssen von Dächern und aus Häusern empfangen wurde, gab sie eine Gewehrsalve ab, wodurch die Volksmassen auseinanderstoben und sich teils über den Anger, teils in die Auguststraße (Bahnhosstraße) zurückzogen. Unterdessen halten sich einzelne Aufrührer den Weg nach der Lorenzkirche (Schlösserstraße) und nach dem Aegidienturm vor der Krämerbrücke gebahnt und mit den dortigen Glocken Sturm geläutet, jedoch ohne Erfolg. Mit der Vertreibung der Aufständischen hatte der Kampf nicht sein Ende erreicht. Es ist noch aus den Fenstern der Häuser am Anger und in den Straßen nach dem Bahnhof zu, in die sich die Flüchtlinge gerettet hatten, auf die Truppen geschossen worden. Und auch in der Auguststraße versuchte eine Menge Aufständischer sich nochmals zu widersetzen, indem sie neben der Reglerkirche vor der Augustbrücke eine Barrikade (Straßensperrung) und eine zweite beim Ausgang des Neuerbes in der Schmidtsledterstraße bauten. Man schob Wagen aus den Höfen, trug Bänke und Schränke aus den Häusern, häufte Wellen- und Scheitholz auf und legte Fässer, Wagenräder, Breiter und anderes Gerümpel darüber. Aber ein 15*

10. 100 Geschichtsbilder aus Erfurt und Thüringen - S. 240

1911 - Erfurt : Keyser
— 240 — Das Gefecht war beendet und mit ihm der Krieg. Der 15. Fn-fanteriebrigade aber war es vergönnt gewesen, in der Nacht vom 26. zum 27. Juni das erste, siegreiche Treffen bei Podol und jetzt, fast vier Wochen später, das letzte, ebenfalls erfolgreiche bei Preß- burg zu bestehen und die preußischen Waffen am weitesten in Feindesland getragen zu haben. Nachdem das beiderseitige Feuer eingestellt war, kamen österreichische Offiziere ins preußische Feldlager. Man verglich die Uhren, tauschte Zigarren aus, reichte sich die Feldflaschen und setzte sich zu gemütlichem Gespräch auf eine Weinbergsmauer. Im Lager: Gegen 3 Uhr ertönten von Blumeuau her die Klänge einer raufchenden Musik. Alles eilte nach der Chaussee, auch General v. Bose stand dort. Es zogen einige österreichische Infanterie-Regimenter, eine Kavallerie-Brigade und einige Batterien vorüber. Die Bespannung der letzteren war sehr mitgenommen, nur wenige Pferde zogen die Geschütze. Ein Ulan schwang prahlerisch einen erbeuteten Husarenkarabiner über seinem Kopse, was aber nicht gerade niederdrückend auf die zuschauenden Preußen wirkte. Diese belustigten sich vielmehr über die von einem Hunde gezogene große Pauke einer Regimentsmusik. Da die preußischen Truppen unbewaffnet am Wege standen, mochten die Oesterreicher wohl glauben, daß sie Gefangene vor sich hätten. Doch die vergnügten Gesichter der Thüringer belehrten sie bald eines Besseren, und manch harmloses Scherzwort ging hin und her. Das Lagerleben gestaltete sich am Nachmittage zu einem heiteren und, da es auch an Zuspruch aus Preßburg und Umgegend nicht fehlte, sogar zu einem sehr belebten. Gastwirte und Neugierige langten bald zu Fuß und zu Wagen an, um ihre Genüsse feilzubieten und sich die Fremdlinge und ibr Treiben anzuschauen. Die Mehrzahl der Gäste, besonders die den besseren Ständen angehörenden, machten kein Hehl aus ihrer Zuneigung sür die Preußen. Die Damen erschienen meist in Schwarz mit weißen Abzeichen. In dem friedlichsten Lustlager konnte es nicht harm- loser und fröhlicher zugehen als hier. Die Regimentsmusiken spielten, die Leute tanzten und sangen den aufmerksam lauschenden Ungarinnen ihre schönsten Lieder vor. Dazu war die Verpflegung ganz vorzüglich, und ohne Murren ließ man die Wirte unsere guten preußischen Taler für einen Gulden österreichisch einstecken. Selbst der Zapfenstreich unterbrach nur auf kurze Zeit das lustige Treiben, das sich fast die ganze Nacht hindurch und auch am anderen Tage noch fortsetzte, bis um 1 Uhr mittags der Rückmarsch in die vertragsmäßigen Quartiere angetreten wurde. (Nach den Reg.-Gesch. d. 31. u. 71. Inf.-Reg.)
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